Jennie erzähl doch mal. Da ist das Miststück.

 Moin Ihr Lieben,

alle 6 Monate heißt es für mich ab zum Kontroll-Termin ins Krankenhaus, ein MRT steht an. Mittlerweile sollte man meinen, dass das eine Routine-Untersuchung für mich ist. Aber nein. Die Tage vor dem Termin ist mein Gehirn wie Schweizer Käse, ich bin übernervös, habe Angst, mein Körper spielt verrückt. Beim letzten Termin hatte ich immerhin morgens eine ganz gute Strategie, ich bin nämlich mit dem Fahrrad zum Krankenhaus gefahren. Knappe 5 km, da ist der Körper erstmal beschäftigt um die üblichen Spirenzchen abzuspielen. 

Die Untersuchung ist natürlich überhaupt nicht schlimm, ich bekomme ein Kontrastmittel gespritzt, das wird kurz mal kalt und kribbelig im Arm, ansonsten heißt es einfach nur still liegen und auf Anweisung hin Ein- und Ausatmen. Nach knapp 10 Minuten ist die Untersuchung vorbei und es heißt auf das Arztgespräch warten. Es ist natürlich total super, dass man das Gespräch gleich nach der Untersuchung hat und nicht noch tagelang auf einen Anruf vom Onkologen oder der Arztbrief warten muss. Aber man sitzt halt wie auf glühenden Kohlen im Wartezimmer, Schweißausbrüche, Bauchschmerzen und die Sekunden ziehen sich in die Länge wie Stunden. 

Doch dann endlich wird mein Name aufgerufen, ab ins Besprechungszimmer, mein Innenleben präsentiert auf einem Bildschirm und der Arzt zeigt drauf und sagt: Wunderbar, kein Tumor, keine sichtbaren Metastasen und auch ansonsten keine Auffälligkeiten. Yeeeessss. Mir purzeln kiloweise Steine vom Herzen. Ich muss mich kurz zusammenreißen, um nicht vor Freude zu applaudieren und kleine Luftsprünge zu machen. Nun habe ich aber noch ein kleines Anliegen. Mir fällt es immer noch ein bisschen schwer, die ganze Krebs-Thematik wirklich zu begreifen. Der Tumor wurde vor zwei Jahren ganz zufällig bei einem Routine-Ultraschall entdeckt und dann relativ fix im Krankenhaus entfernt. Das ging alles so schnell, dass ich es manchmal nicht greifen kann. Daher habe ich den Radiologen gefragt, ob er mir mal die MRT-Bilder von vor der Operation zeigen könnte (großer Vorteil, dass ich die Kontrollen weiterhin in dem gleichen Krankenhaus machen lasse :-) ). Natürlich war er dazu bereit, die Bilder auf dem Bildschirm verändern sich und das erste Mal sehe ich mein Alien im Bauch. Mein Herz setzt einen Schlag lang aus. Da ist das Ding. Tatsächlich. In meinem Bauch. Kuschelig eingemümmelt in allerlei Darmzeugs. WHAT THE F*CK. Ich bin etwas schockiert, wie groß er ist. Und doch sehe ich endlich ein bisschen klarer. Ja. Da war ein Tumor. Groß. Bösartig. Krebs. Es ändert nichts daran, dass er jetzt ja weg ist. Aber endlich verstehe ich den Sinn hinter den Medikamenten, den vielen Nebenwirkungen, meinen Ängsten. Wie Schuppen von den Augen sagt man so schön. Es löst etwas in mir aus. Und ich glaube, dass ich nun wirklich begreife und endlich anfangen kann die ganze Situation richtig zu verarbeiten. Es geht bergauf.

Herzliche Grüße aus der Hansestadt.

Jennie




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